Geschichten

Der Fahrstuhl

….ich mag keine Fahrstühle! Ok, ok, sie sind bequem. Es ist unbequem, die vielen Stufen dann zu laufen. Aber Fahrstühle können auch abstürzen. DOCH, wirklich. Na gut, ich bin noch nie abgestürzt, aber jeder hat davon doch schon mal gehört. Und dieser Gefahr setzte ich mich dann doch lieber nicht aus….mhm…

Und dann hörte ich von dieser „Sache“….irgendjemand hat mir einfach mal ein Prospekt in die Hand gedrückt. Das ist ja verwegen! Der Fahrstuhl kann noch mehr – scheinbar! Jetzt, wo ich es gelesen habe, stimmt es, da sind plötzlich ganz viele Knöpfe im Fahrstuhl. Die habe ich vorher noch nie wahrgenommen. Waren die schon immer da? Und in der Schrift steht noch, dass man sich da was aussuchen kann. Wünsche nennen die das….ok, wie genau ich das machen soll, steht da allerdings nicht.
Ich zücke mal meinen Bleistift und kreise einige der Knöpfe ein. Ich trete einen Schritt zurück. Doch, gefällt mir. Und dann warte ich. Komisch, nichts passiert.
Ok, dann besuche ich eben mal eine von den Versammlungen über Fahrstühle. Heimlich. Muss ja nicht jeder mitkriegen. Oh man, wie blöd. Die erzählen da was von „sichtbar werden“. Man sollte die gläsernen Fahrstühle nehmen, damit jeder sieht, dass ich drin bin. NA TOLL! Aber ok, wenn das dazu gehört. Ich wechsel also, nehme meinen Filzstift mit und kreise in dem gläsernen Fahrstuhl einige Knöpfe ein. Eben von denen, die in bequemer Höhe sind, wo ich gut dran komme. Ich trete einen Schritt zurück. Wunderbar, dass muss es sein, so klappt es sicher. Ich warte – nichts passiert.
Ich habe jetzt schon zwei Dinge ausprobiert, die Sache klappt nicht, das sind einfach nur Verrückte, die mir das erzählen.
Abe irgendwie lässt mich dieser gläserne Fahrstuhl aber auch nicht los.
Ok, dann sage ich eben auch noch jeden, dass ich jetzt gläserne Fahrstühle liebe! Und trotzig kaufe ich mir einen dicken, fetten schwarzen Edding und kreise die mir wichtigsten Knöpfe ein. GUT sichtbar schon von weitem! Jetzt habe ich aber alles gemacht, mehr fällt mir echt nicht ein. Es passiert nichts.
Langsam werde ich echt sauer! Der Fahrstuhl fährt in Fahrstuhl-Geschwindigkeit seine Tour einfach von unten nach oben, dann wieder von oben nach unten und nichts passiert. Nichts von dem, was mir versprochen wurde. Ich fange an, meine Wut raus zu lassen. Ich explodiere. Ich schreie die leeren Wände des Fahrstuhls an, ich stampfe mit dem Fuß auf, ich schlage um mich und brülle den Fahrstuhl an.
„Mach jetzt endlich, was ich dir gesagt habe!!! Ich will das!! JETZT!!!“ und in meiner Rage schlage ich immer wieder auf den letzten Kreis ein, den ich markiert habe. Und treffe dabei versehentlich auf den Knopf…..
Und plötzlich bleibt der Fahrstuhl mit einem sanften Ruck stehen und die Tür öffnet sich leise.
Irritiert und erstaunt schaue ich abwechselnd den Knopf an, der jetzt leuchtet und die Tür, die sich geöffnet hat. Die Neugierde siegt, ich gebe mir einen innerlichen Ruck und gehe einfach hindurch.
Was, so einfach war das?
Und dann nehme ich wahr, was sich mir da zeigt!
….ich sehe eine Szene wie in einem Traum…eine Frau sitzt dort, in eine Decke gekuschelt, aber sie nimmt auch wahr, die Wärme der Decke, wie kuschelig sich das anfühlt. Eine Katze kommt zu ihr hochgesprungen, und die Frau kann diese Geste ebenso von der Katze empfangen. Sie streichelt das weiche Fell und ihre Finger lieben es, das Fell zu fühlen. Die Katze fängt an zu Schnurren und die Frau beginnt zu lächeln, weil sie sich daran erfreuen kann. Auch das Schnurren einer Katze kann ein Geschenk sein, welches man empfangen kann….
Der ganze Raum ist neu, ist weit, geöffnet…die Frau, die dort zu sehen ist, IST der Raum…und den dampfenden Tee in ihrer Hand genießt sie genauso und kann das Geschenk der Pflanzen in dem Tee erkennen und dass sie es sich wert war, diesen Tee jetzt aufzubrühen….
Ich schaue wieder zurück zur Fahrstuhltür…und erkenne den Unterschied!
Die Frau, die dort sitzt, ist eingehüllt in ihr Selbst, sie ist ganz bei sich, sie erkennt die Geschenke des Lebens und kann es empfangen, und das, wonach ich gesucht habe, finde ich hier plötzlich. Die Frau ist eingehüllt in Liebe und Weite….

Der Fahrstuhl hat viele Knöpfe, einige sind leicht erreichbar, andere erscheinen mir fast unerreichbar, andere sehe ich wahrscheinlich noch gar nicht….
Welche Knöpfe bist du bereit, in dem Fahrstuhl deines Lebens zu drücken? Welche Welt öffnet sich dir? Welchen Unterschied nimmst du wahr?